Das Kaiserhaus

Der Bau am Korneuburger Hauptplatz Nr. 22 stammt aus dem späten 14. oder
frühen 15. Jahrhundert und gehörte zu den sogenannten Kaiserhäusern, in
denen Fürsten und Kaiser bei ihrem Aufenthalt in der Stadt abstiegen. Da in Korneuburg häufig Landtage abgehalten wurden, gab es viele dieser Gelegenheiten.

Im Jahr 1408 wohnte Herzog Leopold von Österreich im Haus Nr. 22 und hat
von hier aus die Vormundschaftsverhandlungen über Erzherzog Albrecht (später
Albrecht V.) mit Herzog Ernst geführt. Das gotische Steinrelief über dem
Einfahrtstor scheint jedenfalls darauf Bezug zu nehmen, mit dem Bindenschild
in der Mitte und den Wappen Oberösterreichs und Tirols (Tirol war Herzog
Leopold bei der Teilung vom 30. März 1396 zugesprochen worden).

Ober dem Bogen der das Tor umfasst, erstreckt sich das genannte Relief, das
aus zwei quergelegten und einem mittleren hochgestellten Feld besteht. Die
Wappen sind von Maßwerkdekor umgeben. Das Oberösterreichische und das
Tiroler Wappen halten zwei in Zeittracht gekleidete Männchen, den Bindenschild
dagegen überragt ein mit einem Pfauenschweif gezierter Helm. Den
Abschluss schafft ein profilierter Rahmen, der in kleinen Löwenköpfen endet.

Die heutige schlichte Gliederung der Fassade stammt aus dem späten 19. oder
frühen 20. Jahrhundert. Sie besteht aus einfachen Fensterfaschen und geraden
Fensterverdachungen über den rechten drei Achsen. Die gesamte Front wird
von einem Band eingefasst, das am oberen Ende der Fassade direkt an das einfache
Gesims stößt.

Das stilistisch in die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts einzuordnende Relief
ist jedenfalls nicht allzu lange nach diesem Ereignis entstanden. Das gotische
Haus besteht aus vier Trakten, die in kleinen rechteckigen Höfen angeordnet sind.
Der Straßentrakt war jedoch nicht so tief wie der Bau. Der gotische, zum Hof
führende Torbogen, befindet sich heute etwa in der Mitte der Einfahrt.